Historismus
Der von etwa 1850 bis 1900 verwendete Baustil heißt Historismus, manchmal auch Gründerzeitstil.
Man orientierte sich in dieser Zeit, die viele Stadterweiterungen und öffentliche Bauten hervorbrachte, an den schon in früheren Jahrhunderten verwendeten Baustilen. Die Baumeister ahmten Formen der Antike, der Gotik und der Renaissance nach. Die Auswahl traf man so, dass man jenen Baustil anwendete, der dem Zweck des jeweiligen Objektes am ehesten entsprach.
So entstand z.B. an der Wiener Ringstraße ein ganzes Ensemble des Historismus. Die vorher dort befindliche Stadtmauer war ab 1858 geschliffen worden. Dadurch standen rund um den alten Stadtkern große Bauflächen zur Verfügung, die für öffentliche Bauten, aber auch für Bauten reicher Privatleute, die so genannten Ringstraßenpalais, genutzt wurden.
Das Parlament wurde im Stil eines griechischen Tempels erbaut, weil Griechenland als die Wiege der Demokratie gilt. Das Wiener Rathaus wurde im Stil der Neugotik errichtet, weil das Bürgertum im Mittelalter, als die Gotik der gebräuchliche Stil war, zu Einfluss und Macht kam.
Für Bauten der Wissenschaft und Kunst wurde bevorzugt die Neorenaissance angewendet, so bei Burgtheater und Oper, der Universität und den Museen.